Montag, 27. Oktober 2008

Viel Neues, wenig Überraschendes

Es gibt mal wieder Neues zum Thema Bibliothek. Neues, aber nichts Überraschendes. Denn wie beinahe nicht anders zu erwarten war, ist die Abholung der zweiten Fuhre am 21. Oktober nicht wie vereinbart verlaufen. In Marburg gab es bislang keinen oder kaum einen Abgleich der Dubletten. Demnach konnten diese trotz Vereinbarung und verschiedener Absprachen nicht nach Frankfurt in unser Institut zurückgeschickt werden.

Abgemacht war, dass ein Fahrzeug in Marburg losfährt und dabei die Dubletten an Bord hat. Diese sollten dann in die Orientalische Bibliothek zurückgebracht werden. Das gleiche Fahrzeug sollte dann gemäß Vereinbarung die verbliebenen Bestände zurück nach Marburg mitnehmen.

Tatsächlich passiert ist nur der zweite Teil: Dubletten gab es keine für uns, aber die Abholung fand statt. Das ist natürlich untragbar. Von unserer Seite wurden alle Bedingungen erfüllt. Der Vertragspartner hat seine Zusagen jedoch nicht eingehalten. Obwohl es Zusagen gab von so prominenter Stelle wie Prof. Sommerfeld (Koordinator CNMS Marburg) und Hr. Dugall (Direktor UB Goethe-Universität). Demnach sei man in Marburg fest entschlossen, die Verpflichtungen termingerecht einzuhalten, „tüchtige Hilfskräfte“ kümmerten sich um den Abgleich. Herr Dugall versicherte gar: „Die Bücher aus Marburg kommen am 21.10.“

Eine erste Lösung ist bereits auf den Weg gebracht worden: Sämtliche fremdsprachliche Wörterbücher (Englisch, Französisch etc.) sind nämlich entgegen der Vereinbarung ebenfalls abtransportiert worden. Diese sollen nun im Laufe der Woche umgehend nach Frankfurt zurückgeschickt werden.

Das und der Verbleib der Dubletten waren sämtlichen Verantwortlichen ziemlich wurscht (mit Verlaub!). Erst der Einsatz einer engagierten Hilfskraft hat ein bisschen Bewegung in diese Sache gebracht. Danke, Anna!

Wie überhaupt nur der Einsatz von studentischer Seite im letzten Jahr die größten Katastrophen abgewendet hat. Vor einem Jahr haben wir erfahren, dass die Bibliothek noch im November 2007 komplett abgeholt werden sollte. Schließlich haben erst das Organisationstalent von Mirko Roth und das konzentrierte Betreiben von engagierten Studenten dazu geführt, dass das nicht passiert ist. Darüberhinaus konnten wir Sonderausleihbedingungen und „großzügige“ (Definition dessen liegt im Ermessen des Einzelnen) Semesterapparate herausschlagen.

Fazit: Man kann Entscheidungen „von oben“ einfach hinnehmen. Oder man kann sich für die eigene Sache engagieren und damit zumindest etwas erreichen. Daneben ist Engagement für eine Sache immer das Engagement weniger. Das macht mich nur umso stolzer auf das, was wir gemeinsam erreicht haben!

PS: Definitive Informationen zum Thema Umzug ins Juridicum stehen bislang noch aus. Fest steht nur, dass wir dort in den sechsten Stock ziehen werden. Die Slawisten werden dann wieder unsere Nachbarn sein.
aw/apf

Samstag, 9. August 2008

Status Quo im Sommerloch

Bibliotheksabwanderung nach Marburg
Die Bestände, die laut Vereinbarung im Juli nach Marburg hätte gehen sollen, sind nach wie vor in der Bibliothek des Orientalischen Seminars in der Dantestraße. Ein Abtransport hat noch nicht stattgefunden. Näheres ist auch bislang nicht bekannt. Was allerdings geschehen ist: die leeren Regale (vormals Herberge für die bereits nach Marburg überstellten Bücher) wurden inzwischen von Handwerkern der Uni abgeholt.
Mit Verwunderung stelle ich mir die Frage: Um die Jahreswende 07/08 konnte es gar nicht schnell genug gehen, die erste Fuhre nach Marburg zu holen -- will sich denn jetzt keiner um die zweite Hälfte kümmern? Hmmm... ist die Gründerleidenschaft am CNMS etwa schon abgekühlt?!? Im vergangenen Winter wurde uns doch immer wieder das Stichwort "Evaluierung 2010" entgegengejault...

Umzug des Seminars ins Juridicum
Der Umzug des kompletten Seminars (oder was davon noch übrig sein wird) soll bis Oktober 2008, d. h. bis Semesterbeginn, über die Bühne gegangen sein. Auch darüber wurde jedoch noch nichts Näheres verlautbart.
Nahe liegt, dass zuerst die übrigen Bücher nach Marburg nach Marburg müssen -- man wird ja wohl kaum Bücher ins Juridicum verfrachten wollen, die "uns" (d. h. der Goethe-Universität) schon gar nicht mehr gehören!

Freitag, 13. Juni 2008

LIVETICKER

Nächste Woche (KW 25) findet eine Sitzung des Fachbereichs 09 (Sprach- und Kulturwissenschaften) statt. Ein Tagesordnungspunkt wird dabei sein, wie und wann nun mit den verbliebenen Teilen der Orientbibliothek verfahren werden soll. Gemäß Vereinbarung (HMWK et al.) soll der Abtransport der übrigen Bestände nach Marburg nach dem Ende des laufenden Sommersemesters, d. h. im Juli 2008, über die Bühne gehen.
Wie sieht es mit studentischer Teilnahme an der Sitzung aus?

Studiengebühren in Hessen

Hier verschiedene Links zum Thema Studiengebühren in Hessen -- und deren Abschaffung!
studis-online berichtet ausführlich dazu, vor allem wird in dem Artikel auch die gesamte Historie des Themas bis zurück ins Jahr 2003 nachgezeichnet.
Der uni-spiegel reißt das Thema kurz und übersichtlich ab -- berücksichtigt dabei aber noch nicht das inzwischen verlautbarte Urteil des hessischen Staatsgerichtshofes.
protest.blogger lädt zum offenen Blogging ein -- natürlich hinsichtlich der Studiengebühren!
Auch tagesschau.de bringt einen Beitrag dazu.
Gegen das Urteil des hessischen Staatsgerichtshofes wird protestiert bei hessen.übergebühr und Boykott Hessen.
Uni-Präsident kündigt nach der Abschaffung der Studiengebühren Maßnahmen an: Zulassungsbeschränkungen! Man habe Angst vor einer Schwemme von Studis aus anderen Bundesländern.

Hier der Artikel 59 der Hessischen Verfassung im Wortlaut:
"(1) In allen öffentlichen Grund- , Mittel- , höheren und Hochschulen ist der Unterricht unentgeltlich. Unentgeltlich sind auch die Lernmittel mit Ausnahme der an den Hochschulen gebrauchten. Das Gesetz muss vorsehen, dass für begabte Kinder sozial Schwächergestellter Erziehungsbeihilfen zu leisten sind. Es kann anordnen, dass ein angemessenes Schulgeld zu zahlen ist, wenn die wirtschaftliche Lage des Schülers, seiner Eltern oder der sonst Unterhaltspflichtigen es gestattet. (2) Der Zugang zu den Mittel- , höheren und Hochschulen ist nur von der Eignung des Schülers abhängig zu machen."

Donnerstag, 12. Juni 2008

NEUESTE NACHRICHTEN: UMZUG

Neueste Informationen besagen, dass der Umzug des gesamten Instituts (oder was davon noch übrig ist) wohl ab Ende Oktober vonstatten geht. Ziel des Umzugs: das Juridicum. Voraussetzung ist wohl, dass die Juristen bis dahin ins Westend umgezogen sein werden. Zum 31.12.2008 gehen dann in der Dantestraße 4-6 die Lichter aus!
mehr: Goethe-Uni

Montag, 9. Juni 2008

deutschlandradio

Wer den Beitrag von Anke Petermann fürs deutschlandradio noch einmal hören will, kann dies unter anderem auch unter den folgenden Links tun:

Samstag, 7. Juni 2008

Wiki-Artikel zur Frankfurter Orientalistik

Seit Herbst 2007 gibt es bei Wikipedia einen Eintrag zu unserem Institut: Orientalisches Seminar der Universität Frankfurt am Main. Hier darf aktiv mitgearbeitet und weitergeschrieben werden!

Donnerstag, 21. Februar 2008

FR, 21.02.2008

Georg Leppert heute in der FR über die Goethe-Uni:

Universität nach der Wahl
Auf der Reise

Vermutlich hat Rudolf Steinberg am Abend der Landtagswahl über die Zukunft der Goethe-Universität nachgedacht. Das tut er häufig, immerhin ist er Präsident der größten hessischen Hochschule. Doch am Wahlabend hatte der Jurist besondere Gründe, über die Entwicklung der Uni zu sinnieren. Denn als alle Stimmen ausgezählt waren, zeigten die Grafiken der Fernsehsender eine linke Mehrheit an, die man auch als Mehrheit gegen die Frankfurter Stiftungsuniversität interpretieren könnte. SPD und Grüne hatten in der Abstimmung im Landtag vor einigen Monaten gegen das Modell einer weitgehend autonomen Frankfurter Hochschule votiert (obgleich sie im Prinzip dafür waren, sich aber an Einzelheiten des Gesetzes störten), und die Linkspartei ist ohnehin gegen jede Form von Entstaatlichung. Ist die neue Freiheit an der Uni also alsbald wieder Geschichte?

Unsinn, meint Steinberg zu derartigen Spekulationen. Die Regierungsbildung verfolge er "ganz entspannt", sagt der Uni-Präsident, der sich am Dienstagabend von FAZ-Herausgeber Werner D'Inka im Frankfurter Presse-Club interviewen lässt. "Keine Regierung kann auf Exzellenz verzichten", sagt Steinberg. Und mit Exzellenz kennt sich der Jurist ohne Frage aus. Kaum eine Rede, in der er nicht betont, dass die Goethe-Universität den "Wettbewerb um die besten Köpfe" gewinnen will. Langfristig könne sich die Uni gar unter den 50 besten Hochschulen der Welt etablieren, hatte Steinberg im vergangenen Jahr einmal gesagt und damit mächtig für Aufsehen gesorgt. Ob diese Ankündigung nicht etwas vermessen und die Gesellschaft überhaupt schon bereit sei für weitgehend autonome Hochschulen, wollen Besucher im Presse-Club wissen. Da bemüht Steinberg ein chinesisches Sprichwort: "Auch eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit einem ersten Schritt." Was Steinberg im Gespräch mit D'Inka und den Besuchern sagt, ist interessant: Dass die Universität eine Art wissenschaftlichen Tarifvertrag abschließen und ein Job-Ticket anbieten will, dass er sich einen Ausbau der Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Darmstadt wünscht, dass er eine Kooperation mit der University of Malaysia anstrebt und die Regelungen über Studiengebühren sozialverträglicher werden sollten.

Orientalistik wird aufgegeben
Spannend ist auch, was Steinberg nicht sagt. Einen Besucher, der behauptet, die Uni gebe ihre Ostasienwissenschaften auf, weist er zurecht: Gerade diese Fächer würden an der Goethe-Uni ausgebaut, das sei mit dem Wissenschaftsministerium so vereinbart worden. Was Steinberg nicht erwähnt: Die gleiche Vereinbarung regelt, dass die Goethe-Universität unter anderem ihre Orientalistik aufgibt. Am Dienstagvormittag, wenige Stunden vor Steinbergs Auftritt im Presse-Club, wurden die Bücher aus der Bibliothek abgeholt und an die Marburger Uni verfrachtet. Die Studierenden, die bis zur endgültigen Aufgabe der Orientalistik in zwei Jahren noch an der Frankfurter Uni eingeschrieben sind, verweist das Wissenschaftsministerium auf die Möglichkeit der Fernleihe.
Georg Leppert


Lepperts Kommentar zu der ganzen Chose:

Kommentar
Neue Fragen

Vermutlich hat sich jeder, dem die Zukunft der Goethe-Uni wichtig ist, am Wahlabend diese Fragen gestellt: Wird nun alles wieder anders? Ist das Streben nach Elite vorbei? Verliert die Uni ihre Freiheiten? Ihre Berechtigung hatten diese Überlegungen durchaus, denn die Reformprojekte von Uni-Präsident Rudolf Steinberg wären ohne eine satte CDU-Mehrheit im Landtag in dieser Form nicht umsetzbar gewesen.Dennoch wird die Frankfurter Hochschule eine Stiftungsuniversität bleiben und von Wiesbaden ein Höchstmaß an Förderung erhalten. Mit Recht weist Steinberg darauf hin, dass jede Landesregierung auf eine starke Goethe-Uni angewiesen ist. Auch die SPD könnte es sich als Regierungspartei nicht erlauben, die größte hessische Uni im Mittelfeld der Rankings herumdümpeln zu lassen.

Trotzdem wird ein Wissenschaftsminister, der nicht der CDU angehört, so manches an der Goethe-Uni hinterfragen. Etwa die bisweilen allzu kompromisslose Art ihres Präsidenten. SPD und Grüne haben Steinberg deutlich zu verstehen gegeben, was sie von Plänen wie der Ausgrenzung der Bewerber mit Fachhochschulreife halten. Mit derartiger Kritik dürfte sich Steinberg demnächst noch öfter beschäftigen müssen.
Georg Leppert

Mittwoch, 20. Februar 2008

Pressespiegel vom 19.02.2008 (Teil II)

Der Informationsdienst Wissenschaft schreibt über den Abtransport der Orientbibliothek:

Trotz Umzug optimal studieren - Teile der Frankfurter Orientalistik-Bibliothek nach Marburg verlagert
Stephan M. Hübner, Marketing und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

FRANKFURT. Am heutigen Dienstag sind die ersten Bände der Frankfurter Orientalistik-Bibliothek wie geplant an die Philipps-Universität Marburg abgegeben worden. Ein Antrag, den Verlagerungsprozess durch eine einstweilige Anordnung zu stoppen, war gestern vom Verwaltungsgericht Frankfurt am Main abgelehnt worden.
Die Verlagerung der zirka 30.000 Bände aus den Bereichen 'Geographie, Länder und Völkerkunde', 'Geschichte der Islamischen Völker', 'Arabische Texte' und 'Iranistik' erfolgt im Rahmen des Zentrenbildungs-Konzepts der Hessischen Landesregierung. Dieses wurde im Dezember 2005 von Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) auf den Weg gebracht, um die langfristige Existenzsicherung der bislang über die Universitäten des Landes verteilten 'kleinen Fächer' zu gewährleisten. Im Rahmen des Programms, welches das Land bis 2010 mit 14 Millionen Euro unterstützt, entstand beispielsweise an der Universität Frankfurt das Interdisziplinäre Zentrum für Ostasienwissenschaften (IZO). An der Universität Marburg entsteht hingegen ein Centrum für Nah- und Mittelost-Studien (CNMS), in das Teile des Frankfurter orientalistischen Buchbestands integriert werden. Universitäts-Vizepräsident Prof. Ingwer Ebsen schaut den scheidenden Buchbeständen mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach: "Natürlich ist es zu begrüßen, dass die Landesregierung mit einem innovativen Konzept die Zukunftsfähigkeit der 'kleinen Fächer' sichert. Für uns ist es aber auch sehr schmerzhaft mit anzusehen, wie Teile einer über Jahrzehnte gewachsenen, wichtigen Büchersammlung Frankfurt verlassen." In den kommenden Monaten sollen noch weitere Teile der Orientalistik-Bibliothek nach Marburg verlagert werden; der Transfer soll bis zum Ende der Vorlesungszeit des Sommersemesters 2008 abgeschlossen sein. Im übrigen soll durch in Frankfurt verbleibende Handapparate ein eigenes Fernleihsystem und gute Zugänglichkeit der Bibliothek in Marburg die Studierbarkeit der Orientalistik für die noch in Frankfurt eingeschriebenen Studierenden sichergestellt bleiben. Die Philipps-Universität wird in jedem Fall nicht sofort den Frankfurter Gesamtbestand an Orientalistik-Literatur erhalten. Schon in Marburg vorhandene Titel, insbesondere allgemeine Nachschlagewerke, werden in großer Zahl in Frankfurt verbleiben. Ebsen betont: "In ständiger Abstimmung mit den Marburger Kollegen haben wir alles erdenkliche getan, um den aktuellen Nutzern der Frankfurter Orientalistik-Bibliothek auch weiterhin eine angemessene Arbeitsgrundlage zu sichern. Wir haben Verständnis für die Bedenken unserer Studierenden und möchten nicht, dass diejenigen, die bei uns in der Erwartung, einen funktionierenden Orientalistik-Studiengang anzutreffen, mit dem Studium begonnen haben, durch die Veränderungen einen unzumutbaren Nachteil erleiden. Ein Weiterstudium innerhalb der Regelstudienzeit muss so lange auf hohem Niveau gesichert sein, bis sie ihre Studien beendet haben und der Studiengang in Frankfurt offiziell eingestellt wird. Wir sind zuversichtlich, dass Marburg eine ähnliche Philosophie verfolgt." Um die logistische Grundlage für diese Zusage zu schaffen, ist ein zwischen den Universitäten Frankfurt und Marburg vereinbarter Maßnahmenkatalog umgesetzt worden, der unter anderem festlegt, dass Handapparate für das laufende und das kommende Semester gar nicht erst nach Marburg verlagert werden, weil abzusehen ist, dass sie in Frankfurt gebraucht werden. Sowohl der systematische als auch der alphabetische Katalog der Orientalistikbibliothek sind zwischenzeitlich gescannt worden und stehen online für Recherchen zur Verfügung. Zusammen mit der speziell programmierten Online-Fernleihfunktion ist damit sichergestellt, dass benötigte Bücher grundsätzlich binnen zwei Werktagen in Frankfurt eintreffen. Für Arbeiten mit Katalogkarten ist an der Goethe-Universität weiterhin der alphabetische Katalog der Orientalistikbibliothek einsehbar. In Marburg werden die Bücher in derselben Systematik wie in Frankfurt aufgestellt und in einer Präsenzbibliothek zugänglich sein.

Informationen: Prof. Ingwer Ebsen, Vizepräsident, Campus Bockenheim, Senckenberganlage 31, 60325 Frankfurt. Tel: 069-798-22242, Fax: 069-798-22243, ebsen@pvw.uni-frankfurt.de

Hervorhebungen von der Redaktion von ex oriente lux!

Dienstag, 19. Februar 2008

Pressespiegel vom 19.02.2008 (Teil I)

FR, 19.02.2008
Mahnwachen für Bücher
Frankfurter Studenten nehmen Abschied von der Orientalistik-Bibliothek

Es wird ein schwerer Abschied - aber einer mit Stil. Mit Mahnwachen und Demonstrationen wollen Frankfurter Studenten am heutigen Dienstag den Umzug der Orientalistik-Bibliothek nach Marburg begleiten.Wie Anja Engelhorn, Asta-Vorsitzende der Goethe-Universität, berichtete, sollen von heute früh an rund 40 000 Bände aus der Einrichtung an der Dantestraße abgeholt werden. "Vor dem Gebäude stehen schon die Halteverbotsschilder, um 8 Uhr morgens soll es los gehen", sagte Engelhorn am Montag. In der heute beginnenden ersten Phase des Umzugs werden die Bücher mit den Signaturen K, L, R und S nach Marburg gebracht. "Das sind die Bände, die für die Studierenden am wichtigsten sind", sagte die Asta-Vorsitzende. Sie ruft ihre Kommilitonen dazu auf, heute um 8 Uhr zur Dantestraße 4-6 zu kommen, um ein letztes Mal gegen die Verlagerung der Bücher zu demonstrieren.
In den vergangenen Monaten war der Umzug der Bibliothek zum Politikum geworden. Hintergrund des Streits ist eine Vereinbarung über Fächerzentren, die die Unis Marburg und Frankfurt vor drei Jahren mit Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) getroffen hatten. Darin ist geregelt, dass die Goethe-Uni ihren Orientalistik-Studiengang aufgibt und die Bibliothek ans neue Orientzentrum nach Marburg umzieht. Dafür entsteht an der Goethe-Uni ein Zentrum für Ostasienwissenschaften.Knackpunkt ist eine Zusage von Corts, dass die Orientalistik in Frankfurt erst 2010 aufgelöst wird. Bis dahin sollten die Studenten ihr Studium beenden können, ohne die Uni wechseln zu müssen. "Ohne Bücher ist das aber nicht möglich", beklagt der Asta. Das Wissenschaftsministerium verweist hingegen auf die Möglichkeiten der Fernleihe. Aller Protest - unter anderem hatte die Linkspartei im Römer den Verbleib der Bücher gefordert - half nichts. Zuletzt wollten die Studenten den Umzug juristisch verhindern. Ihr Eilantrag wurde vom Verwaltungsgericht jedoch abgelehnt.
Georg Leppert


Und hier der Link zum Beitrag von deutschlandradio vom 19.02.2008:
***
Orientalisten verlieren heute ihre Bücher
Frankfurt. Der Umzug der Orient-Bibliothek von Frankfurt nach Marburg beginnt heute. Das bestätigte Prof. Ingwer Ebsen, Vizepräsident der Goethe-Universität. „Es handelt sich um die erste Tranche von Büchern“, sagte er. Die rund 40 000 Bände der Orientalistik-Bibliothek sollen Teil des neuen Marburger Centrums für Nah- und Mittelost-Studien werden (wir haben berichtet). Dort konzentriert das Land die Ausbildung der Orientalisten. Bis 2010 sollen die letzten Frankfurter Studenten hier ihren Abschluss gemacht haben. Der Umzug hatte bereits im November erfolgen sollen, wurde aber bis Semester-Ende verschoben. Inzwischen seien die Bestände digital katalogisiert und mit Marburg schnelle und kostenlose Möglichkeiten der Fernleihe vereinbart, sagte Ebsen. In Marburg werden die Bücher binnen weniger Tage zugänglich sein. Zuletzt hatten Studierende versucht, den Bibliotheks-Umzug mit einem Eilantrag ans Verwaltungsgericht zu verhindern, erfolglos. Studenten haben angekündigt, heute ab acht Uhr beim Institut für den Erhalt der Bibliothek zu demonstrieren.
(tjs)

Montag, 18. Februar 2008

PM, AStA, 18.02.1008

Abtransport der Orientalistikbibliothek nach Marburg
Die Teildemontage unserer Universität wird fortgesetzt...

In den vergangenen Monaten waren die Studierenden der Frankfurter Orientalistik vielem ausgesetzt. Im Zuge der Zentrenbildung läuft der Studiengang im Sommersemester 2010 aus, weshalb die zuletzt eingeschriebenen Studierenden nur unter enormem Zeitdruck ihr Studium innerhalb der Regelstudienzeit in neun Semestern beenden müssen. Jetzt wird den 40 Studierenden auch noch das in unzumutbarer Weise erschwert. Der Abtransport steht für den kommenden Dienstag den 19.02. um acht Uhr morgens fest. Beispielhaft zeigt sich hier die Ignoranz und Arroganz der Frankfurter Universitätsleitung und des hessischen Ministeriums. Zusammen mit Marburg haben die drei beteiligten Parteien die Regelung über den Verbleib der Bibliothek im vergangenen November getroffen. Hierüber waren weder Professoren noch Studierende in Kenntnis gesetzt worden. Selbst die Entscheidung des Senats, nichts zu unternehmen, bevor nicht alles entsprechend geprüft worden sei bzw. zumindest elektronisch katalogisiert, wurde schlichtweg übergangen. Wieder einmal ein Alleingang der zu Lasten der Studierenden geht…..In den letzten Wochen haben die Studierenden mit dem AStA viel gekämpft, alles versucht um den bevorstehenden Umzug zu verhindern. Zuletzt haben wir einen Eilbeschuss beim Verwaltungsgericht eingereicht. Dieser hätte den Umzug solange aufschieben sollen wie die richterliche Entscheidung über den Verbleib der Bibliothek aussteht, allerdings erklärte der Richter, dass er hierfür keine Notwendigkeit sieht bzw. er zunächst noch eine Stellungnahme seitens des Präsidiums einholen möchte. Hierfür bleibt uns allerdings keine Zeit. Laut unserer Anwältin ist dies nicht nötig, weshalb sie dieses Vorgehen wundert. Jetzt brauchen die Studierenden der Orientalistik deine Hilfe für Solidarität und den Erhalt der Bibliothek….denn es geht uns alle an.Wer weiß wessen Bücher die nächsten sind?
Treffpunkt: Di, 19.02., 8:00h, Dantestr. 4-6

Bibliothekskatalog

Zu Recherchezwecken findet sich ab sofort hier der Bibliothekskatalog des Orientalischen Seminars (alphabetischer und Standortkatalog)!

Und unter diesem Link können ab dem 22.02.2008 Bücher per speziellem Fernleihesystem in Marburg bestellt werden.

Ab 03.03.2008 besteht hier die Möglichkeit zum Downlaod des kompletten alphabetischen Katalogs.

Montag, 21. Januar 2008

FAZ, 21.01.2008

Im Lokalteil der FAZ vom 21.02.2008 war ein großes Feature über die Zentrenbildung von Orchideenfächern in Hessen zu lesen. Darunter fällt auch folgender Artikel, der sich speziell mit der Orchidee Orientalistik und deren Bündelung im Marburger Zentrum befasst:

Orientalistik
Warten auf die Bibliothek
„Es läuft ausgezeichnet“, sagt Walter Sommerfeld, Koordinator des Marburger Zentrums für Nah- und Mitteloststudien. Im Dezember hat die Einrichtung ihr Domizil in der ehemaligen Kinderklinik bezogen. Die „Wunden“, die der Beschluss zur Zusammenlegung geschlagen habe, verheilten langsam, meint der Altorientalistik-Professor. Nach anfänglichen Protesten gebe es nun viel positive Resonanz.
Klagen kämen nur von jenen zwei Dritteln der rund 40 Studenten aus Gießen, die aus persönlichen Gründen oder weil bestimmte Fächerkombinationen in Marburg nicht möglich seien, pendeln müssten. Auch wenn der neue Standort zentral liegt, kostet die Fahrerei viel Zeit und Energie. Die Ausstattung des Orientzentrums, in dem man unter anderem rund 600 arabische Fernsehsender ansehen kann, scheint dagegen gut angenommen zu werden. Was noch fehlt, ist die eigene Bibliothek, die im Laufe des Jahres in einem Nebengebäude eingerichtet werden soll.
Beschlossene Sache ist der Umzug von rund 40.000 Bänden aus Frankfurt nach Marburg: Am 11. Februar wird, bis auf die Handapparate, der erste Teil der Orientbibliothek an der Goethe-Universität zusammengepackt. Doubletten und notwendige Titel sollen in Frankfurt bleiben, angeschafft oder kopiert werden. Die Verlagerung der Frankfurter Bibliothek ruft Unmut hervor: Die verbleibenden knapp 40 Frankfurter Studenten der Orientalistik erinnerten daran, dass man ihnen garantiert habe, sie könnten das Studium bei ihrem Professor Hans Daiber beenden. Dazu aber benötige man eben auch eine Bibliothek – abgesehen davon, dass andere Fächer auf den Frankfurter Bestand zurückgreifen müssten.
In Marburg, wo bald die mit 100.000 Bänden drittgrößte Orientbibliothek Deutschlands entstehen wird, sind mittlerweile 97 statt zuvor 35 Studenten eingeschrieben. Nicht nur die Kollegen in anderen Städten beobachten laut Sommerfeld neugierig die Entwicklung des Marburger Zentrums. Das Angebot locke auch Erstsemester aus ganz Deutschland an. Vormals zwei, nun sechs Professoren, insgesamt 20 Lehrende arbeiteten fächerübergreifend zusammen, die Betreuungsrelation sei sehr gut.
Nun könne eine zeitgemäße Ausbildung geboten werden, die den ökonomischen und politischen Herausforderungen des islamischen Kulturraumes Rechnung trage, ohne die guten Traditionen der deutschen Orientalistik zu vernachlässigen. Schwierig sei allerdings die Besetzung der neuen Professuren für Wirtschaft und Politik des Nahen und Mittleren Ostens. Ein Juniorprofessor für Wirtschaft werde jetzt berufen. Alle neuen Stellen, auch die einer Geschäftsführerin, werden durch die zusätzlichen Mittel des Landes finanziert – bis 2010. Wie es dann weitergeht, ist noch offen.
Wim Raven, der einzige Dozent, der von Frankfurt nach Marburg gezogen ist, lobt das Betriebsklima und die Arbeitsatmosphäre. Wenn ihn Kollegen bedauern, weil er in die „Provinz“ gewechselt sei, kann er nur lachen. Die Hauptsache sei doch, auf die Bedürfnisse der Studenten und Mitarbeiter besser eingehen zu können – und das gelinge in Marburg.
emm

Freitag, 18. Januar 2008

FAZ, 16.01.2008

Auszug aus dem FAZ-Artikel Nur bei den Gebühren gibt es keinen Kompromiss vom 16.01.2008:

[...]
Entscheidungen „von oben“
Entspannt und freundlich gehen die Hochschulpolitiker der vier im Landtag vertretenen Parteien an diesem Morgen miteinander um. Zuweilen gibt es sogar Konsens, etwa was die Bildung von Zentren für die kleineren geisteswissenschaftlichen Fächer angeht. Die Konzentration der Asienwissenschaften in Frankfurt, der Orientalistik in Marburg und der Osteuropakunde in Gießen sei nötig gewesen, befinden nicht nur Corts und Nicola Beer, hochschulpolitische Sprecherin der FDP. Gernot Grumbach, der „Schattenminister“ der SPD, und Sarah Sorge, hochschulpolitische Sprecherin der Grünen, hätten sich allerdings mehr Demokratie während der Vorbereitung der Umzüge gewünscht. Nicht nur bei der Zentrenbildung seien Entscheidungen zu sehr „von oben“ und zu schnell getroffen worden. Sorge, die bemängelte, dass etwa die Bibliothek der Frankfurter Orientalisten nun nach Marburg verlagert werde, obwohl die Bücher noch in Frankfurt gebraucht würden, sprach von Wortbruch – ein Vorwurf, den Corts nicht auf sich sitzenlassen wollte. [...]
Eva-Maria Magel

Mittwoch, 16. Januar 2008

MNZ, 16.01.2008

Unverständnis auf seiten von Marburgs Uni-Präsident Nienhaus, hier in der Marburger Neuen Zeitung vom 16.01.2008 -- warum sitzen denn überall so unverständige Herren auf den Präsidentenstühlen?

Unis ringen um ihre Bücher
Die Marburger Philipps-Universität wird darauf bestehen, dass die Frankfurter Uni bis Mitte Februar alle Bücher abgibt, die dem neu eingerichteten Orient-Zentrum in Marburg zustehen. Das hat Universitätspräsident Volker Nienhaus in der jüngsten Sitzung des Senats angekündigt.
Wie diese Zeitung berichtet hat, hat die hessische Landesregierung verfügt, dass kleine geisteswissenschaftliche Fachbereiche jeweils an einer Uni im Land konzentriert werden sollten. Ergebnis war, dass Marburg die Osteuropaforschung nach Gießen und die Japanwissenschaft nach Frankfurt "abgeben" muss. Im "Gegenzug" werden alle Fächer, die mit Nah- und Mitteloststudien zu tun hatten, im Marburger Orientzentrum konzentriert. In der jüngsten Sitzung des Unisenats verwies Nienhaus nun darauf, dass mit dem Hessischen Wissenschaftsministerium vereinbart worden sei, dass die Frankfurter Goethe-Universität alle für das Orientzentrum wichtigen Bücher nach Marburg abgeben müsse. Die Goethe-Uni habe es auch versäumt, bis Ende 2007 eine Bestandsliste zu erstellen und der Marburger Uni zukommen zu lassen. Wie Nienhaus erläuterte, soll die Orientalistik in Frankfurt bis 2010 aufgelöst werden. Unipräsident Nienhaus beruft sich auf Vereinbarungen mit dem Ministerium. Bis dahin sollen die Studierenden dort jedoch ihr angefangenes Studium beenden können. Am 7. Januar habe Sarah Sorge, Landtagsabgeordnete der Grünen, die Goethe-Universität aufgefordert, die Bücher des orientalistischen Seminars bis 2010 in Frankfurt zugänglich zu lassen. Er verstehe diese Forderung nicht, sagte Nienhaus. In Fällen, in denen beide Universitäten Bedarf sehen würden, sehe die Vereinbarung vor, dass Frankfurt Zweitexemplare der Bücher anschaffen oder, wenn dies nicht mehr möglich sei, Kopien anfertigen solle. Auch über verbesserte Fernleihmöglichkeiten könne man nachdenken, erklärte Nienhaus weiter.

Ein kleine Korrektur von meiner Seite: Nicht die "Unis" ringen um die Bücher! Vielmehr sind es auf Frankfurter Seite die Studierenden, die sich dafür einsetzen, ihr Studium ordnungsgemäß, d. h. mit Büchern beenden zu können! Auf allen anderen Seiten ringt niemand, da wird nur gefordert.

Gaius Vironius, ca. 100 n. Chr.

Wir übten mit aller Macht, aber immer wenn wir begannen zusammengeschweißt zu
werden, wurden wir umorganisiert. Ich habe später im Leben gelernt, daß wir oft
versuchen, schwierigen Verhältnissen durch Umorganisation zu begegnen. Es ist
eine phantastische Methode. Sie erzeugt die Illusion des Fortschritts, weil sie
gleichzeitig Verwirrung schafft, die Effektivität vermindert und demoralisierend
wirkt.

Gaius Vironius, etwa 100 n. Chr.
Legionsschreiber der Stadt Colonia Agrippina (Köln)

Leserbriefe

Die hier gezeigten Leserbriefe beziehen sich auf den FR-Artikel vom 12.01.2008, beide wurden allerdings bislang in der FR nicht veröffentlicht.

Nr. 1: Das Verhalten von Herrn Corts gegenüber Studierenden provoziert die Frage, wie jemand mit seinen Einstellungen überhaupt Bildungsminister werden konnte. Ob es sich um Studiengebühren oder Zentrenbildung dreht, er nimmt den Ausschluss von Studierenden sowie mangelhafte Studienbedingungen in Kauf und unterstreicht dies mit Aussagen wie „Es gibt andere hervorragende Lebenswege ohne Studienabschluss“ (FR 23.11.2003) oder „Die Studenten haben nie etwas von Fernleihe gehört.“ (FR 12.01.2008)

Wenn Herr Corts je selbst studiert hat, sollte er wissen, wie wichtig Präsenzbibliotheken für das wissenschaftliche Arbeiten sind und dass kein Studium einzig durch Fernleihe praktikabel ist, besonders nicht bei dem zeitlichen Druck, den sein Ministerium uns nach Studienbeginn auferlegt hat – Abschluss des gesamten Studiums in der Regelstudienzeit von acht Semestern! Ganz davon abgesehen, dass wir unsere eigene Frankfurter Bibliothek aufgrund des Katalogisierungsprozesses in Marburg bis zum geplanten Studienende 2009/10 wohl kaum wiedersehen werden und uns diese Bücher also weder in Marburg selbst noch durch Fernleihe zur Verfügung stehen.

Es ist eine Schande, dass die verantwortlichen Minister nicht mit den Betroffenen verhandeln können, diese und ihre Proteste immer vor Eliten ins Lächerliche ziehen oder beispielsweise der Öffentlichkeit die „positive Wirkung“ von Studiengebühren an hinlänglich als finanziell gut ausgestatteten Fachbereichen wie Biochemie oder Rechtswissenschaft zu demonstrieren versuchen. Eine solche Arroganz gegenüber lernwilligen jungen Menschen darf in der heutigen Debatte um Bedeutung von Bildung und Wissenschaft nicht hinnehmbar sein!

Fakt ist, dass der Abzug der Orient-Bibliothek mitsamt aller Nebenwirkungen eine gravierende Verschlechterung unserer Studienbedingungen – die durch die Gebühren doch verbessert werden sollten – darstellt und einige Dutzende Orientalistik-Studierende an den Rand des Studienabbruchs treibt.

Herr Corts hat sein Versprechen nicht gehalten, dass wir in Frankfurt unser Studium ordnungsgemäß abschließen dürfen. Er hätte etwas weniger Schläge einstecken können, wenn er sich statt nur um die Zentren auch einmal Gedanken um die Studierenden gemacht hätte, die davon betroffen sind. Wenn man schon Reformen einführt, muss man auch für Übergangsregelungen sorgen. Diese jahrelang undurchdachte Bildungspolitik jedoch ist ein Armutszeugnis für die hessische Regierung!

(Nr. 2 ist nun doch noch veröffentlicht worden, und zwar hier!)

Nr. 2: Vorneweg erst einmal ein lautes, entschiedenes BUUUH! in Richtung des Bildungsministers Corts. Mehr kann einem dazu nicht mehr einfallen, zumal nicht als betroffene Orientalistin. Nach endlosem „Ihr könnt doch einmal die Woche nach Marburg fahren!“ jetzt also ein freches „Wohl noch nie was von Fernleihe gehört?“

Sehr geehrter Herr Minister, die Frage gebe ich gerne zurück: Haben Sie schon einmal versucht, ein Buch über Fernleihe zu bekommen? Ich habe das Procedere schon vielfach (bisweilen auch erfolgreich) erprobt und kann Ihnen aus dieser Erfahrung berichten: Das Buch kommt NIE IM LEBEN in weniger als vier Wochen in seiner Zielbibliothek an. Das heißt: dieser Vorgang ist eine Möglichkeit, wenn man mal ein Buch braucht, das vor Ort nicht zur Verfügung steht. Aber es ist alles andere als praktikabel, STÄNDIG und ALLLE Bücher über Fernleihe zu bestellen. Außerdem: Wissen Sie eigentlich, dass das pro Ausleihe und Buch mindestens 1,50€ (eineurofuffzich!) kostet? Für eine Seminararbeit braucht man gut und gerne zehn Bücher. Darf ich den Betrag pauschal von meinen Studiengebühren abziehen? Ich will Sie gar nicht weiter langweilen mit meinem detailierten Wissen zum Thema, etwa wenn es um die Tücken der Ausleihe arabisch sprachiger Titel geht. Oder um Zeitschriften, wenn beispielsweise schon wieder die falsche Ausgabe geschickt wurde.

Von Vertrauen in hessische Politik kann die Rede nicht mehr sein. Von Enttäuschung in Bezug auf Bundesministerien Schavan ebensowenig. Nur so viel: CDU – und die alte Geschichte von den Krähen und den Augen und so weiter. Tolle PodiumsDISKUSSION!

Ich bin schon jetzt gespannt auf das große Heulen in ein paar Jahren: Meine Kommilitonen und ich werden garantiert nicht mehr hier sein – und dann fehlen sie in Deutschland plötzlich, die Geisteswissenschaftler. Bis dahin!

Die Verfasser beider Leserbriefe sind der Herausgeberin dieses Blogs bekannt.

Samstag, 12. Januar 2008

FR, 12.01.2008

Ich möchte hier, an dieser Stelle, ein lautes und entschiedenes BUUUUH! rufen. Mehr fällt mir zur unglaublichen Arroganz eines Herrn Corts nicht mehr ein. Ich denke, Ihr pflichtet mir bei, wenn Ihr folgenden Artikel aus der heutigen FR lest:

Corts zieht Bilanz
Wissenschaftsminister an der School of Finance
Es muss ein besonderes Gefühl sein für Udo Corts, so kurz vor seinem Abschied aus der Politik. Da spricht der Wissenschaftsminister vor 200 Studenten, und alle sind nett zu ihm. Niemand schimpft, als der CDU-Politiker über die Frankfurter Orientalistik-Studenten, die demnächst keine Bibliothek mehr haben, sagt, manch einer habe "noch nichts von Fernleihe gehört". Und schon gar keiner pfeift, als Corts von Studiengebühren spricht, die gut seien, weil: "Jeder soll einen Beitrag zu seiner Ausbildung leisten." Vermutlich kommt Corts bei seinen Zuhörern so gut an, weil er vor den Studenten der privaten Frankfurt School of Finance & Management spricht, die über eine bestens ausgestattete Bibliothek verfügen und seit Jahr und Tag Studiengebühren zahlen. "Standortfaktor Wissenschaft" heißt die Veranstaltung, zu der die Hochschule im Ostend außer Corts auch Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) eingeladen hat. Gemeinsam mit den Studenten und Udo Steffens, dem Präsidenten der Frankfurt School, diskutieren die Politiker über die ganze Palette der Hochschulpolitik: Bologna-Prozess, Autonomie der Unis, Zentrenbildung in kleinen Fächern, Exzellenzinitiative…
Eine "konsequente Internationalisierung" des Studiums sei nötig, um Deutschland für den Bildungs- und Forschungswettbewerb fit zu machen, sagt Schavan. Deshalb sei sie eine Anhängerin der international üblichen Abschlüsse Bachelor und Master. Dass unter dieser Entwicklung kleine geisteswissenschaftlichen Fächer leiden könnte, glaubt die Ministerin nicht. Damit das auch in Hessen so bleibt, seien die oft kritisierten Fächerzentren in Frankfurt, Marburg und Gießen nötig gewesen, sagt Corts. Er habe oft "Prügel bezogen", aber doch die richtigen Entscheidungen getroffen. Die Hochschulen hätten mit ihrer Aufholjagd begonnen, bis 2015 könnten sie an die Spitze der deutschen Bildungslandschaft vorstoßen.Udo Steffens musste mit seiner Hochschule nicht erst aufholen. Die Frankfurt School gilt seit ihrer Gründung 1990 als Kaderschmiede der Wirtschaft. Und ausgerechnet er, der Leiter einer privaten Hochschule, findet auf dem Podium auch kritische Worte: Ein Politikstudent der FU Berlin habe in der "taz" einen Beitrag veröffentlicht, in dem er die Gefahr einer vollständigen Ökonomisierung der Wissenschaft beschrieb und erklärte, dass "fundierte, reflektierte und unabhängige Antworten auf unabhängige Fragen" demnächst ausbleiben könnten. Der Student, so Steffens, habe "nicht ganz Unrecht".
Georg Leppert

Mittwoch, 9. Januar 2008

FR, 09.01.2008, und PM Sarah Sorge, 07.01.2008

Unterstützung von den Grünen, wie heute in der Frankfurter Rundschau zu lesen ist:

Grüne kämpfen für Orientalistik
Bibliothek soll vorerst nicht nach Marburg
Die Landtagsfraktion der Grünen hat sich am Dienstag in die Debatte über den Umzug der Bibliothek des orientalistischen Seminars der Frankfurter Goethe-Universität nach Marburg eingeschaltet. Die Landtagsabgeordnete Sarah Sorge forderte das Präsidium der Hochschule und Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) auf, ihr Versprechen zu halten und die Bücher des Seminars bis 2010 in der Stadt zu belassen. Im Dezember war bekannt geworden, dass beide Universitäten und das Ministerium vereinbart haben, den Umzug doch schon in diesem Frühjahr durchzuführen.
"Corts hat den Studierenden versprochen, ihr Studium bis 2010 an ihrer Uni fortsetzen zu können und nicht nach Marburg wechseln zu müssen", sagte Sorge. Dazu gehöre eine gut ausgestattete und gut erreichbare Bibliothek. Die vorzeitige Verlegung erschwere das Studium maßgeblich. Das Wissenschaftsministerium hatte angesichts dieser Kritik auf das Semesterticket verwiesen, das Fahrten nach Marburg ermögliche. Zudem sei sichergestellt, dass für Orientalistik-Veranstaltungen in Frankfurt die nötige Literatur bereit stehe. big

Außerdem die Pressemitteilung von Sarah Sorge:

Sarah Sorge: Versprechen halten und Bücher der Orientalistik bis 2010 in Frankfurt zugänglich lassen
"Ich fordere das Präsidium der Frankfurter Universität auf, ihr Versprechen zu halten und die Bücher des orientalistischen Seminars bis 2010 in Frankfurt zugänglich zu lassen", so die Frankfurter Landtagsabgeordnete von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und wissenschaftspolitische Sprecherin der GRÜNEN Landtagsfraktion, Sarah Sorge.
"Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) hatte den Frankfurter Orientalistikstudierenden versprochen, dass sie das Studium bis 2010 an ihrer Uni fortsetzen können und nicht an die Uni Marburg wechseln müssen. Dazu gehört aber auch eine gut ausgestattete und gut erreichbare Bibliothek. Die vorzeitige Verlegung der Bibliothek – von der es zwischenzeitlich von Seiten der Unileitung hieß, sie käme doch nicht – erschwert das Studium maßgeblich und ist ein Vertrauensbruch des Wissenschaftsministers und der Unileitung gegenüber den Studierenden", so Sarah Sorge.
An der Universität Marburg wird derzeit das Zentrum für Nah- und Mittelost-Studien aufgebaut und im Zuge dessen die Orientalistik an der Universität Frankfurt geschlossen. "Gerade weil diese Umstrukturierung viele Ängste ausgelöst hat, ist es umso dringlicher, dass sich alle Beteiligten an gemachte Versprechen halten".

Dienstag, 8. Januar 2008

Vereinbarung HMWK, JWGU, PU vom 11.12.2007

Hier nun die Vereinbarung von Hessischem Ministerium für Wissenschaft und Kunst mit der Johann Wolfgang Goethe-Uni und der Marburger Philipps-Universität. Sie will klären, wie der Transfer der Frankfurter Orientbibliothek an das Marburger CNMS vonstatten gehen soll. Wer sich die Mühe macht, die beiden Seiten zu lesen, wird schnell feststellen, dass die Unterzeichner auch hier wieder ihrer Lust am Unkonkreten gefrönt haben. Weder geht daraus ein konkreter zeitlicher Ablauf hervor (ab wann genau werden die Bücher in Marburg den Frankfurter Studenten zur Verfügung stehen?), noch werden die Bildungsbedürfnisse Einzelner berücksichtigt (ich bereite mich ab Mitte Februar auf meine Magisterabschlussprüfungen vor -- mit welchen Büchern?). Viele weitere Fragen bleiben ebenfalls unbeantwortet. Doch wozu Fachleute miteinbeziehen? Aber lest selbst:

Zum Lesen bitte auf die Abbildung der Vereinbarung klicken!


Aus technischen Gründen lässt sich die zweite Seite nicht so leicht öffnen wie die erste. Bis das behoben ist, bitte hier klicken, um die zweite Seite anzusehen!

Montag, 7. Januar 2008

unsere Forderung


Mit Verweis auf den Kommentar (anonym) zum vorigen Post:

Unsere Forderung kann nur lauten, dass neben den von Marburg zugesagten Semesterapparten auch Einzelanfragen (ob von Studierenden, Dozierenden oder Professoren) schnell, unbürokratisch und kostenlos bearbeitet werden.

Der favorisierte Ablauf sieht so aus:


  1. ein Buch, dass jetzt noch in Frankfurt, bald aber in Marburg steht, per E-Mail bestellen!

  2. schnelle Bearbeitung einer solchen Anfrage am Marburger CNMS in nicht mehr als zwei Werktagen!

  3. unbürokratische und kostenlose Zustellung im Orientalischen Seminar Frankfurt!
Die Bestellung über den HEBIS-Katalog scheidet hier vollkommen aus:


  • Dies ist ein kostenpflichtiger Vorgang, was angesichts von Studiengebühren, die wir auch weiterhin bezahlen sollen, nicht hinnehmbar ist!

  • Dies ist ein langwieriger Vorgang, was angesichts einer eingeschränkten Studiendauer bis maximal Sommersemester 2009 nicht hinnehmbar ist!
Diese Forderung muss aus Gründen der Studiengerechtigkeit sofort umgesetzt werden, sobald die Bücher in Frankfurt nicht mehr zugänglich sind! Seminararbeiten müssen fristgerecht geschrieben werden, Magisterarbeiten und Magisterprüfungen kennen keine Rücksicht!

Sonntag, 6. Januar 2008

FNP, 31.12.2007 (Leserbrief)

Printausgabe der FNP vom 31.12.2007
Vertrauen ist erschüttert
Der größte Teil der Orient-Bibliothek der Universität soll nach Marburg gehen. („Protest vor der Wahl des neuen Uni-Vizepräsidenten“, FNP vom 20.Dezember):
Der Abzug der Bücher der Orientalistik-Bibliothek aus Frankfurt ist in vielerlei Hinsicht eine nicht hinzunehmende Zumutung. Zunächst muss man einen Punkt klarstellen: Herr Minister Corts verspricht, Studenten müssten für die Fortsetzung ihres Studiums nicht die Hochschule wechseln. Das wäre auch ohne enormen Zeitverlust aufseiten der Studenten überhaupt nicht möglich, da in Deutschland kaum ein vergleichbarer Studiengang in Orientalistik angeboten wird. Fakt ist, dass wir ohne die Bibliothek von unserem Studium nicht das bekommen und vor allem nicht weiter bekommen werden, was uns im Jahr 2005 bei unserer Einschreibung versprochen wurde. Und dafür zahlen wir schließlich Studiengebühren, die ja angeblich die Lehre stark verbessern sollen! Herr Sommerfeld aus Marburg hat scheinbar wenig Realitätssinn, wenn er davon spricht, dass es Studierenden zuzumuten ist, einmal in der Woche eine Reise von Frankfurt nach Marburg in Kauf zu nehmen.
Das Vertrauen in die Uni-Präsidien aus Frankfurt und Marburg sowie das Wissenschaftsministerium, die uns seit Monaten zu täuschen versuchen, uns Informationen vorenthalten (man erfährt von Beschlüssen nur aus regionalen Tageszeitungen oder mit zeitlichem Abstand) und keinen Plan für die Abwicklung des Prozesses entwickelt haben, ist zutiefst erschüttert.
Jan K.
Für die ungekürzte Version des Leserbriefs bitte hier klicken!