Die Marburger Orientalisten haben nun auch eine Meinung zu unserem Protest gegen einen voreiligen und verfrühten Abzug unserer Bibliothek, und zwar in der FR vom 23.11.2007. Mehr als unsere Argumente umzukehren, fiel ihnen aber leider nicht ein: in Marburg würde die Bibliothek wirklich genutzt, in Frankfurt gebe es gar kein Umfeld dafür und außerdem seien ja die Studierendenzahlen schon sprunghaft angestiegen... aaaaah ja! Aber lest selbst:
Zentrum für Orient-Studien
Praktikum im Jemen
Für Gründer Walter Sommerfeld steckt in dem neuen Centrum für Nah- und Mittelost-Studien der Marburger Universität die große Chance: "Wir sind hochmotiviert, passen gut zusammen und wollen richtig loslegen", sagt der Altorientalist. Weltweit solle Marburg ein Name in der Orientwissenschaft werden. Am 11. Dezember wird das neue Centrum von Wissenschaftsminister Udo Corts eröffnet. In den Räumen der ehemaligen Kinderklinik wird die hessische Orientforschung gebündelt - sechs Professuren, zwei Juniorprofessuren, ein Honorarprofessor und 1,3 Millionen Euro für die Aufbauphase gehören dazu.
Wut in Frankfurt
Freilich sind nicht alle glücklich über das neue Zentrum. Während die Gießener Islamwissenschaft inzwischen nach Marburg verlagert wurde, gibt es lautstarke Proteste aus Frankfurt. Das Orientalische Seminar der Goethe-Universität will seine wertvolle Bibliothek nun doch nicht abgeben. Mit einer Unterschriftenaktion kämpfen die Studierenden dafür, dass die 40 000 Bände vorerst in Frankfurt bleiben können. Walter Sommerfeld und sein Kollege Stefan Weniger (Semitistik) können über dieses Ansinnen nur den Kopf schütteln: "Bei uns würde die Bibliothek wirklich genutzt. In Frankfurt ist das Umfeld gar nicht da." Im übrigen kritisieren Marburger Wissenschaftler, dass die Philipps-Universität bei der Zentrenbildung in Hessen besonders viel abgeben musste: Das Japan-Zentrum ging nach Frankfurt, die renommierte Slawistik mitsamt ihrer großen Bibliothek nach Gießen. Dagegen blieb die Judaistik entgegen den ursprünglichen Plänen in Frankfurt, die Turkologie in Gießen. Doch die Marburger Forscher freuen sich jetzt, den Studienbetrieb in den 55 Räumen des denkmalgeschützten Gebäudes an der Elisabethkirche aufnehmen zu können. Die Zahl der Studierenden ist bereits sprunghaft angestiegen: 100 Hauptfachstudenten zählt das neue Centrum. Und in Zukunft sollen es noch dreimal so viele werden."Wir haben ein gut überlegtes Gesamtkonzept", sagt Sommerfeld. Dazu gehören nicht nur intensive Kenntnisse über Geschichte, Kultur und Religion sowie das Erlernen von Arabisch oder Persisch. Selbstverständlich ist es für das Team auch, Wissen über Berufsperspektiven in Unternehmen, im diplomatischen Dienst oder in der Migrantenbetreuung zu vermitteln. Wirtschaft und Politik sind Themen. Die Studierenden sollen ein Praktikum in Syrien, Ägypten, Saudi-Arabien, dem Jemen oder dem Libanon absolvieren.
Forschungsschwerpunkt: Irak
Dass Tradition und Moderne verbunden werden sollen, zeigt auch der Internetauftritt des Centrums. Dort ist das moderne Einkaufszentrum von Dubai mit seinen alten arabischen Windtürmen zu sehen, durch deren raffinierte Technik Wind eingefangen wird. Sommerfeld: "Wer sich im breitesten Sinne mit dem Orient beschäftigen will, findet das in Marburg in einer einmaligen Komplexität." Ein Forschungsschwerpunkt ist der Irak, in den zurzeit jedoch keine Wissenschaftler aus Marburg reisen können. Die Philipps-Universität unterhält eine Partnerschaft mit der Universität Bagdad. Sommerfeld ist ausgewiesener Irak-Experte. Nach dem Krieg begutachtete er als deutscher Experte das verwüstete Irak-Museum und protestierte gegen die Raubgrabungen. 2010 werden mehr als 1000 Besucher zum Orientalistentag in Marburg erwartet.
Gesa Coordes
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2 Kommentare:
Traurig!
"in frankfurt ist das umfeld nicht da..."
ich glaub es lohnt sich gar nicht für solche leute sich aufzuregen...
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