Freitag, 2. November 2007

FR, 01.11.2007 (Leserbrief Dr. Agnes Korn)


http://fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/frankfurt/?em_cnt=1236959&sid=9f90974c149a64dbb6cb0521639987d5
"Uni-Sprecher Olaf Kaltenborn" wird mit der Aussage zitiert, vom Abzug der iranistischen Teile der Orientalistik-Bibliothek sei "fast kein Student oder Wissenschaftler betroffen". Diese Meinung zeigt einen geringen Informiertheitsgrad über die an der Universität Frankfurt geleistete Forschung und Lehre. Durch den Abzug würden folgende Personen direkt eingeschränkt: der im Bericht erwähnte Forschungsmitarbeiter Dr. Zakeri; der Lektor für Persisch, Dr. Eschraghi, und die etwa 60 Studierenden seiner Kurse; T. Jügel, M.A., Stipendiat des Graduiertenkollegs "Satzarten", der seine Doktorarbeit im iranistischen Bereich schreibt, und die TeilnehmerInnen seiner iranistischen Lehrveranstaltungen; die WissenschaftlerInnen der Vergleichenden Sprachwissenschaft, Prof. Dr. Gippert und ich, die wir schwerpunktmäßig über Iranistik forschen sowie die Studierenden dieser Kurse; auch die Turkologen und Religionswissenschaftler sind auf die Bestände der orientalistischen Bibliothek angewiesen. Der geplante Bibliotheks-Umzug zeigt die Fragwürdigkeit von Planungen ohne Einbeziehung der Betroffenen.
Agnes Korn, Frankfurt

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

An Aussagen wie "kaum ein Student betroffen" oder der Nichteinbeziehung der Betroffenen (u.a. wurden Briefe der Dekane und diverser Professoren über Jahre ignoriert! Und das an einer wissenschaftlichen Einrichtung, die sich als freundliches und kooperierendes Ensemble gibt.) zeigt sich, wie sehr Universitäten, und die Universität in Frankfurt besonders, vom eigentlichen Verständnis des Universitätsbegriffes immer weiter abrücken.

In diesem spielen auch "kleinere" Fächer eine Rolle, denn der wahre Wissenschaftler weiß, welchen Stellenwert auch sie in der Forschung haben - welche Grundlagen sie geschaffen haben und wie wichtig ihre Inhalte noch heute für das Verständnis vieler Disziplinen sind.

Wichtig sind der Uni-Leitung aber nur noch Exzellenzcluster, House of Finance und Co.. Während diese Bereiche fast täglich in Zeitungen und auf der Uni-Website gefeiert werden, versickern die Orchideen der Universität in die Bedeutungslosigkeit und sollen schnell vergessen werden.

Anders kann man es nicht auffassen, wenn man beispielsweise erst zwei Wochen (!) vor dem geplanten Umzug einer Bibliothek darüber erfährt (nachdem der Entscheid bereits einen Monat feststand bzw. der allgemeine Umzug nach Marburg schon zwei Jahre).

Es ist sehr ironisch, dass Menschen, die nicht wissen, welche Schätze ihre Universität beherbergt bzw. die sich nicht über Gegebenheiten informieren und ohne Rücksprache Entscheidungen über die Köpfe aller fällen, alle Fäden in der Hand haben dürfen.