In der jungen welt äußerte sich Yildiz Köremezli-Erkiner (Stadtverordnete der Linken im Römer) u. a. zur problematischen Situation der Orientbibliothek:
»Koch bedient Wählerpotential der Neonazis«
Viele Bewohner Hessens sind Migranten. Dennoch versucht die CDU, mit islamfeindlichen Parolen Punkte zu sammeln. Ein Gespräch mit Yildiz Köremezli-Erkiner (hier in Auszügen):
Der hessische Minister für Bildung und Wissenschaft, Udo Corts, will die Orientbibliothek bereits am 15. Februar 2008, kurz nach der Wahl, von Frankfurt am Main nach Marburg verlegen. Ist das etwa auch ein Schachzug in einem tendenziell rassistisch angelegten Wahlkampf?
Es gab bis vor kurzem Zusagen, daß die Orientbibliothek bis 2010 in Frankfurt bleibt, was es hiesigen Studenten ermöglicht hätte, in der Regelstudienzeit ihren Abschluß zu machen. Formal dürfen sie nun zwar an der Goethe-Uni eingeschrieben bleiben, faktisch aber stehen sie ohne Bücher da. Der Umzug wurde entgegen allen Versprechungen vorverlegt. Corts betreibt gegenüber den Studenten eine unverantwortliche Politik. Er sieht es wohl als ernstzunehmende Gefahr, daß die CDU nach dem 27. Januar keine Mehrheit mehr haben wird. So werden im letzten Moment noch vollendete Tatsachen geschaffen. Daher sehe ich darin nicht unbedingt ein rassistisches Motiv, sondern eher den Versuch, dem gescheiterten Bildungsplan eine Krone aufzusetzen.
Yildiz Köremezli-Erkiner tritt für die Linkspartei bei den hessischen Landtagswahlen am 27. Januar an. Sie beschäftigt sich vorwiegend mit dem Thema Migration.
Freitag, 28. Dezember 2007
Freitag, 21. Dezember 2007
FR, 21.12.2007

Plädoyer für Bücher
Linkspartei will Orientalistik-Bibliothek retten
Die Linkspartei spricht von einem "schweren Rückschlag für den Universitätsstandort Frankfurt", der Landesausländerbeirat vermutet sogar "Bücherklau": Die Reaktionen auf den geplanten Umzug der Orientalistik-Bibliothek von Frankfurt nach Marburg sind heftig ausgefallen.Wie dieser Tage bekannt wurde, wird ein Großteil der 45 000 Bücher in der Bibliothek bereits bis Mitte Februar ans neue Marburger Zentrum für Nah- und Mittelost-Studien verschickt. Der Rest soll im Sommersemester folgen. Bislang waren die Frankfurter Studierenden davon ausgegangen, dass die Bibliothek bis 2010 an der Goethe-Uni bleibt. Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) hatte zugesichert, dass Orientalistik bis zu diesem Jahr in Frankfurt angeboten wird.
Corts setze nun "seine unverantwortliche Kahlschlagpolitik in der Bildung fort", beklagt die Fraktion der Linken im Römer. Kurz vor der Landtagswahl sollten an der Goethe-Universität "im Hauruckverfahren noch vollendete Tatsachen geschaffen werden". Der Frankfurter Uni-Präsident Rudolf Steinberg, sein Marburger Kollege Volker Nienhaus und der Wissenschaftsminister müssten die Frage beantworten, wie die Studierenden ohne Bücher ihr Studium beenden sollen, sagt die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, Astrid Fischer: "Die Frankfurter Universität muss jetzt umgehend den betroffenen Studenten die gezahlten Studiengebühren zurückerstatten."Bereits vor einem Monat hatte die Linkspartei in einem Antrag gefordert, die Orientalistik-Bibliothek vorerst nicht zu verlagern. Die Vorlage wurde von der Mehrheit im Römer jedoch abgelehnt, da der Asta der Uni zwischenzeitlich verkündet hatte, die Bücher blieben bis 2010 in Frankfurt."Den Studenten werden quasi die Bücher geklaut", sagte der Vorsitzende des Landesausländerbeirats, Yilmaz Memisoglu. Nicht nur die Orientalistik-Studierenden, sondern auch ihre Kommilitonen mit dem Schwerpunkt Islamische Religion seien auf die Bibliothek angewiesen. Die Bände müssten daher in Frankfurt bleiben.
Georg Leppert
Donnerstag, 20. Dezember 2007
FNP, 20.12.2007

Protest vor der Wahl des neuen Uni-
Vize-präsidenten
Frankfurt. (fnp) Prof. Wolf Aßmus (63) ist ab 1. Januar Vize-Präsident der Goethe-Universität. Er folgt Prof. Horst Stöcker nach, der das Amt aufgibt. Stöcker ist seit einigen Monaten Geschäftsführer der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt.Aßmus ist, wie Stöcker, Physiker. Sein Schwerpunkt ist die Materialforschung. Der Wissenschaftler wird seine Funktion als Dekan des Fachbereichs aufgeben: „Man kann nicht zwei Hüte aufhaben“, sagte er. Er wurde vom erweiterten Senat mit 29 zu 1 Stimmen gewählt. Die Senatssitzung in der Aula war für einige Minuten gestört worden: Etwa 20 Orientalistik-Studenten drängten lärmend in die Aula und forderten den Verbleib der Orient-Bibliothek. Anlass für den Protest ist eine Vereinbarung, die die Uni-Präsidenten aus Marburg und aus Frankfurt jüngst unterzeichnet haben. Darin sagt Frankfurt den Marburgern zu, bis Februar rund 30 000 der insgesamt 45 000 Bücher nach Marburg zu senden. Der Rest soll in den kommenden Monaten folgen. Hintergrund der Verlagerung: Das Studienfach Orientalistik wird im Zuge der Schwerpunktbildung nur noch in Marburg angeboten. Frankfurter Studenten haben jedoch bis 2009 Zeit, ihre Abschlussprüfungen zu machen. Das Präsidium hatte ihnen vor einigen Wochen Bücher und gute Studienbedingungen zugesagt. Der Orientalist Prof. Hans Daiber fordert, die Bibliothek bis 2009 in Frankfurt zu belassen. Er wendet gegen die Vereinbarung ein, dass es lange dauert, bis die Bestände aus Frankfurt in Marburg katalogisiert sind. So lange jedoch könnten weder die Studenten in Marburg noch die in Frankfurt auf die Bücher zugreifen. Der Asta bezeichnet das Vorgehen des Präsidiums als „unvorbereitet und intransparent“. Das Präsidium mute den 66 Studenten zu, wegen der Bücher nach Marburg zu fahren. In Marburg versteht man die Aufregung nicht. „Wir haben hier 90 und bald mehr als 100 Studierende. Wir brauchen die Bücher auch“, sagte die Geschäftsführerin des Zentrums für Nahoststudien, Leslie Tramontini. (tjs)
FAZ, 20.12.2007

Orientbibliothek soll doch umziehen
Die Orientalistik-Bibliothek der Universität soll voraussichtlich doch schon Anfang 2008 an die Universität Marburg verlegt werden. Offenbar bereits in der zweiten Februarwoche wird ein Großteil des Bestandes von Frankfurt an das neugegründete Zentrum für Studien des Nahen und Mittleren Ostens in Marburg verlagert. Schon zu Beginn des Wintersemesters hatte die Bibliothek, die mehr als 40000 Bände umfasst, zum neuen Standort umziehen sollen. Damals hatten Studenten und Hochschullehrer protestiert, da nicht nur Orientalisten, sondern auch Studenten der Fächer Theologie, Islamische Theologie und Empirische Sprachwissenschaft auf die Bestände angewiesen seien. Zudem kritisieren Gegner den Aufwand des Umzugs, der mit hohen Kosten und der Zerstörung der Systematik der Bestände verbunden sei. Bis 2010 sollen die Studenten trotz der Zentrenbildung kleinerer Fächer in Frankfurt weiterstudieren können, vor wenigen Wochen hatte es deshalb geheißen, die Bibliothek bleibe. Nun könnten die Studenten gezwungen sein, zur Lektüre nach Marburg zu fahren, denn nur ein geringer Buchbestand soll in Frankfurt bleiben. emm.
Mittwoch, 19. Dezember 2007
AGAH, 19.12.2007
Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessen (AGAH) vom 19.12.2007:
„Den Studenten werden die Bücher geklaut!“
Landesausländerbeirat fordert Rücknahme des Beschlusses zur Verlagerung
der Orientbibliothek und Übergabe an die Stiftungsprofessur für Islamische
Religion.
Der Landesausländerbeirat will, dass der Bücherbestand des Orientalischen
Seminars in Frankfurt bleibt. Der Vorsitzende des Landesausländerbeirats,
Yilmaz Memisoglu, forderte heute Wissenschaftsminister Corts
auf, seine Entscheidung, die Bibliothek nach Marburg zu verlagern, sofort
zurückzunehmen. Gerade skandalös sei es, den Beschluss schon in den
nächsten Monaten umsetzen zu wollen, obwohl zumindest bis 2010 Studenten
in Frankfurt Orientalistik studieren und bis dahin die Bibliothek
auch noch in Frankfurt bleiben sollte.
„Den Studenten werden quasi die Bücher geklaut“, so Memisoglu. Dies
betreffe nicht nur die Orientalistik, sondern vor allem auch die Studierenden
des Faches Theologie mit Schwerpunkt Islamische Religion.
Memisoglu: „Auch die Studierenden am Fachbereich Theologie sind dringend
auf die Literatur angewiesen. Auch über das Jahr 2010 hinaus.
Deshalb muss die Bibliothek an der Uni Frankfurt bleiben!“
Für die Studenten der Orientalistik sei es mit Sicherheit ein tragfähiger
Kompromiss, wenn die Bücher der Stiftungsprofessur für Islamische Religion
am Fachbereich Theologie übergeben werden und damit in erreichbarer
Nähe bleiben.
„Den Studenten werden die Bücher geklaut!“
Landesausländerbeirat fordert Rücknahme des Beschlusses zur Verlagerung
der Orientbibliothek und Übergabe an die Stiftungsprofessur für Islamische
Religion.
Der Landesausländerbeirat will, dass der Bücherbestand des Orientalischen
Seminars in Frankfurt bleibt. Der Vorsitzende des Landesausländerbeirats,
Yilmaz Memisoglu, forderte heute Wissenschaftsminister Corts
auf, seine Entscheidung, die Bibliothek nach Marburg zu verlagern, sofort
zurückzunehmen. Gerade skandalös sei es, den Beschluss schon in den
nächsten Monaten umsetzen zu wollen, obwohl zumindest bis 2010 Studenten
in Frankfurt Orientalistik studieren und bis dahin die Bibliothek
auch noch in Frankfurt bleiben sollte.
„Den Studenten werden quasi die Bücher geklaut“, so Memisoglu. Dies
betreffe nicht nur die Orientalistik, sondern vor allem auch die Studierenden
des Faches Theologie mit Schwerpunkt Islamische Religion.
Memisoglu: „Auch die Studierenden am Fachbereich Theologie sind dringend
auf die Literatur angewiesen. Auch über das Jahr 2010 hinaus.
Deshalb muss die Bibliothek an der Uni Frankfurt bleiben!“
Für die Studenten der Orientalistik sei es mit Sicherheit ein tragfähiger
Kompromiss, wenn die Bücher der Stiftungsprofessur für Islamische Religion
am Fachbereich Theologie übergeben werden und damit in erreichbarer
Nähe bleiben.
FR, Leitartikel 19.12.2007
Georg Lepperts Leitartikel zum gleichen Thema, ebenfalls in der FR:
Leitartikel
Eine Frage des Vertrauens
Am Ende halfen keine Unterschriftensammlung und kein öffentlich vorgetragener Protest: Die Orientalistik-Bibliothek der Goethe-Universität zieht nach Marburg - schon im Februar steht ein Großteil der Bücher nicht mehr im Seminar an der Dantestraße. So sieht es der Vertrag zwischen den beiden Hochschulen und dem Wissenschaftsministerium vor. Für die Studierenden ist das ganz bitter. Ihre Wut - die sich auch gegen das Präsidium der Frankfurter Universität richtet - ist verständlich. Denn unter dem Strich verschlechtern sich die Studienbedingungen für die angehenden Orientwissenschaftler immens. Bedauernswerte Einzelfälle, könnte man sagen. So ist es eben, das Schicksal derjenigen, die unbedingt meinen, ein Orchideenfach studieren zu müssen. Doch beim Bücherstreit zwischen Frankfurt und Marburg geht es um mehr als ein paar zu Recht verärgerte Studenten. Es geht um die Glaubwürdigkeit der Hochschulpolitik, die Wissenschaftsminister Udo Corts seit Jahren vorantreibt.
Noch gut haben alle Studierenden der so genannten kleinen Fächer im Ohr, wie ihnen Corts die Bündelung zu Fächerzentren in Frankfurt, Gießen und Marburg verkaufte. Jeder könne an seiner Uni in der Regelstudienzeit zu Ende studieren. Nun aber dürfen die Frankfurter Studierenden zwar formal an der Goethe-Uni eingeschrieben bleiben. Faktisch aber stehen sie ohne Bücher da, was natürlich ein schlechter Witz ist. Ihr Studienort heißt Frankfurt, also muss es auch in Frankfurt eine Bibliothek geben - und nicht nur die Möglichkeit der Fernleihe. Sonderlich geschickt von Corts ist es nicht, in scheinbar banalen Einzelfragen große Missstimmung zu provozieren. Denn wie kaum ein anderer Landesminister in Hessen ist er darauf angewiesen, dass man ihm einen Vertrauensvorschuss entgegenbringt. Seit vier Monaten kassiert das Land Studiengebühren - die Studierenden sollen darauf vertrauen, dass dies in Einklang mit der Verfassung geschieht, was nach mehreren Urteilen von Verwaltungsgerichten stark bezweifelt werden darf. Und auch in der Frage, wie das Geld verwendet wird, müssen die Studenten Corts vertrauen. Dank der Studiengebühren werde sich die Situation an den Hochschulen deutlich verbessern, propagiert der Minister gebetsmühlenartig. Ob das wirklich der Fall ist, werden die Studierenden erst feststellen, wenn sie ihre 500 Euro Campus-Maut längst bezahlt haben.Wer auf so viel Gutgläubigkeit angewiesen ist wie Corts, sollte die an ihn gestellten Erwartungen nicht enttäuschen. Und enttäuscht sind die Orientalistik-Studenten, denen ein sorgenfreies Studium bis 2010 versprochen wurde, allemal.
Leitartikel
Eine Frage des Vertrauens
Am Ende halfen keine Unterschriftensammlung und kein öffentlich vorgetragener Protest: Die Orientalistik-Bibliothek der Goethe-Universität zieht nach Marburg - schon im Februar steht ein Großteil der Bücher nicht mehr im Seminar an der Dantestraße. So sieht es der Vertrag zwischen den beiden Hochschulen und dem Wissenschaftsministerium vor. Für die Studierenden ist das ganz bitter. Ihre Wut - die sich auch gegen das Präsidium der Frankfurter Universität richtet - ist verständlich. Denn unter dem Strich verschlechtern sich die Studienbedingungen für die angehenden Orientwissenschaftler immens. Bedauernswerte Einzelfälle, könnte man sagen. So ist es eben, das Schicksal derjenigen, die unbedingt meinen, ein Orchideenfach studieren zu müssen. Doch beim Bücherstreit zwischen Frankfurt und Marburg geht es um mehr als ein paar zu Recht verärgerte Studenten. Es geht um die Glaubwürdigkeit der Hochschulpolitik, die Wissenschaftsminister Udo Corts seit Jahren vorantreibt.
Noch gut haben alle Studierenden der so genannten kleinen Fächer im Ohr, wie ihnen Corts die Bündelung zu Fächerzentren in Frankfurt, Gießen und Marburg verkaufte. Jeder könne an seiner Uni in der Regelstudienzeit zu Ende studieren. Nun aber dürfen die Frankfurter Studierenden zwar formal an der Goethe-Uni eingeschrieben bleiben. Faktisch aber stehen sie ohne Bücher da, was natürlich ein schlechter Witz ist. Ihr Studienort heißt Frankfurt, also muss es auch in Frankfurt eine Bibliothek geben - und nicht nur die Möglichkeit der Fernleihe. Sonderlich geschickt von Corts ist es nicht, in scheinbar banalen Einzelfragen große Missstimmung zu provozieren. Denn wie kaum ein anderer Landesminister in Hessen ist er darauf angewiesen, dass man ihm einen Vertrauensvorschuss entgegenbringt. Seit vier Monaten kassiert das Land Studiengebühren - die Studierenden sollen darauf vertrauen, dass dies in Einklang mit der Verfassung geschieht, was nach mehreren Urteilen von Verwaltungsgerichten stark bezweifelt werden darf. Und auch in der Frage, wie das Geld verwendet wird, müssen die Studenten Corts vertrauen. Dank der Studiengebühren werde sich die Situation an den Hochschulen deutlich verbessern, propagiert der Minister gebetsmühlenartig. Ob das wirklich der Fall ist, werden die Studierenden erst feststellen, wenn sie ihre 500 Euro Campus-Maut längst bezahlt haben.Wer auf so viel Gutgläubigkeit angewiesen ist wie Corts, sollte die an ihn gestellten Erwartungen nicht enttäuschen. Und enttäuscht sind die Orientalistik-Studenten, denen ein sorgenfreies Studium bis 2010 versprochen wurde, allemal.
FR, 19.12.2007
Georg Leppert schrieb heute über uns in der FR:
Bücherstreit eskaliert
Es ist nur eine verhältnismäßig kleine Bibliothek: 45 000 Bücher stehen in den Regalen des Orientalischen Seminars der Goethe-Universität an der Dantestraße. Doch die Einrichtung ist zum Politikum geworden. In dieser Woche hat der Streit um die Zukunft der Bücher einen neuen Höhepunkt erreicht: Wie eher beiläufig bekannt wurde, verlagert die Frankfurter Uni die Bibliothek nun doch schon in den nächsten Monaten nach Marburg. Der Asta der Goethe-Uni spricht von einer "nicht hinzunehmenden Zumutung", Orientalistik-Professor Hans Daiber gar von einer "Aufforderung zum Rechtsbruch". Das hessische Wissenschaftsministerium hingegen wiegelt ab: "Die Studierenden werden die erforderliche Literatur zur Verfügung haben", sagt Ministeriumssprecher Ulrich Adolphs.
Besiegelt war das Schicksal der Bibliothek im Sommer 2005, als Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) verkündete, dass an der Marburger Philipps-Uni ein Zentrum für Nah- und Mittelost-Studien entstehen soll. Die Unis Frankfurt und Gießen sollten ihre Bücherbestände dorthin auslagern - dafür bekamen sie andere Zentren für kleinere geisteswissenschaftliche Fächer zugewiesen. Allerdings: Den Studierenden versprach Corts, dass sie ihr Studium bis 2010 fortsetzen können, ohne die Hochschule zu wechseln.Genau diese Zusage sehen Frankfurter Orientalistik-Studierende wie Anja Pfeffermann nun gebrochen. Denn nach einer Vereinbarung zwischen den Universitäten in Frankfurt und Marburg und dem Wissenschaftsministerium, die der Frankfurter Rundschau vorliegt, werden 30 000 Bände bis Mitte Februar 2008 nach Marburg verlagert. Betroffen sind die Fachgebiete Landeskunde, Geschichte islamischer Völker, arabische Literatur und Iranistik. Die restlichen Werke sollen im Sommersemester folgen."Wie soll ich ohne die Bücher in Frankfurt meinen Magister machen?", fragt sich Anja Pfeffermann. Sie habe nicht die Zeit, um täglich nach Marburg zu reisen. Und das Instrument der Fernleihe sei umständlich und funktioniere nur selten.Noch deutlicher wird Professor Hans Daiber: "Die den Frankfurter Orientalistikstudenten zugesagte Zusicherung, ihr Studium bis 2009 / 2010 abschließen zu können, lässt sich ohne Bibliothek nicht einhalten", schreibt er in einer Stellungnahme.Noch vor einem Monat schien eine Lösung im Bücherstreit gefunden. Der Asta teilte erfreut mit, die Unis in Frankfurt und Marburg hätten sich darauf geeinigt, dass die Bibliothek bis 2010 nicht verlagert wird. Doch davon ist in der nun getroffenen Vereinbarung keine Rede mehr. Der Frankfurter Asta spricht daher von "Ränkespielen des Präsidiums".Wenig Verständnis für die Aufregung in Frankfurt haben die Marburger Orientwissenschaftler. "Wir betreiben keine Raubritterei", sagt Walter Sommerfeld, der Gründer des Zentrums für Nah- und Mittelost-Studien. Wichtige Standardwerke der Orientalistik verblieben in Frankfurt. Außerdem sei es den Studierenden schon zuzumuten, "einmal pro Woche nach Marburg zu kommen".Ähnlich sieht man das im Wissenschaftsministerium. Adolphs verweist auf das Semesterticket, das für Fahrten an die Lahn gelte. Zudem sei sichergestellt, dass für die Orientalistik-Veranstaltungen, die bis 2010 in Frankfurt angeboten werden, die nötige Literatur bereit stehe.
Georg Leppert
Bücherstreit eskaliert
Es ist nur eine verhältnismäßig kleine Bibliothek: 45 000 Bücher stehen in den Regalen des Orientalischen Seminars der Goethe-Universität an der Dantestraße. Doch die Einrichtung ist zum Politikum geworden. In dieser Woche hat der Streit um die Zukunft der Bücher einen neuen Höhepunkt erreicht: Wie eher beiläufig bekannt wurde, verlagert die Frankfurter Uni die Bibliothek nun doch schon in den nächsten Monaten nach Marburg. Der Asta der Goethe-Uni spricht von einer "nicht hinzunehmenden Zumutung", Orientalistik-Professor Hans Daiber gar von einer "Aufforderung zum Rechtsbruch". Das hessische Wissenschaftsministerium hingegen wiegelt ab: "Die Studierenden werden die erforderliche Literatur zur Verfügung haben", sagt Ministeriumssprecher Ulrich Adolphs.
Besiegelt war das Schicksal der Bibliothek im Sommer 2005, als Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) verkündete, dass an der Marburger Philipps-Uni ein Zentrum für Nah- und Mittelost-Studien entstehen soll. Die Unis Frankfurt und Gießen sollten ihre Bücherbestände dorthin auslagern - dafür bekamen sie andere Zentren für kleinere geisteswissenschaftliche Fächer zugewiesen. Allerdings: Den Studierenden versprach Corts, dass sie ihr Studium bis 2010 fortsetzen können, ohne die Hochschule zu wechseln.Genau diese Zusage sehen Frankfurter Orientalistik-Studierende wie Anja Pfeffermann nun gebrochen. Denn nach einer Vereinbarung zwischen den Universitäten in Frankfurt und Marburg und dem Wissenschaftsministerium, die der Frankfurter Rundschau vorliegt, werden 30 000 Bände bis Mitte Februar 2008 nach Marburg verlagert. Betroffen sind die Fachgebiete Landeskunde, Geschichte islamischer Völker, arabische Literatur und Iranistik. Die restlichen Werke sollen im Sommersemester folgen."Wie soll ich ohne die Bücher in Frankfurt meinen Magister machen?", fragt sich Anja Pfeffermann. Sie habe nicht die Zeit, um täglich nach Marburg zu reisen. Und das Instrument der Fernleihe sei umständlich und funktioniere nur selten.Noch deutlicher wird Professor Hans Daiber: "Die den Frankfurter Orientalistikstudenten zugesagte Zusicherung, ihr Studium bis 2009 / 2010 abschließen zu können, lässt sich ohne Bibliothek nicht einhalten", schreibt er in einer Stellungnahme.Noch vor einem Monat schien eine Lösung im Bücherstreit gefunden. Der Asta teilte erfreut mit, die Unis in Frankfurt und Marburg hätten sich darauf geeinigt, dass die Bibliothek bis 2010 nicht verlagert wird. Doch davon ist in der nun getroffenen Vereinbarung keine Rede mehr. Der Frankfurter Asta spricht daher von "Ränkespielen des Präsidiums".Wenig Verständnis für die Aufregung in Frankfurt haben die Marburger Orientwissenschaftler. "Wir betreiben keine Raubritterei", sagt Walter Sommerfeld, der Gründer des Zentrums für Nah- und Mittelost-Studien. Wichtige Standardwerke der Orientalistik verblieben in Frankfurt. Außerdem sei es den Studierenden schon zuzumuten, "einmal pro Woche nach Marburg zu kommen".Ähnlich sieht man das im Wissenschaftsministerium. Adolphs verweist auf das Semesterticket, das für Fahrten an die Lahn gelte. Zudem sei sichergestellt, dass für die Orientalistik-Veranstaltungen, die bis 2010 in Frankfurt angeboten werden, die nötige Literatur bereit stehe.
Georg Leppert
Abonnieren
Posts (Atom)