Ich möchte hier, an dieser Stelle, ein lautes und entschiedenes BUUUUH! rufen. Mehr fällt mir zur unglaublichen Arroganz eines Herrn Corts nicht mehr ein. Ich denke, Ihr pflichtet mir bei, wenn Ihr folgenden Artikel aus der heutigen FR lest:
Corts zieht Bilanz
Wissenschaftsminister an der School of Finance
Es muss ein besonderes Gefühl sein für Udo Corts, so kurz vor seinem Abschied aus der Politik. Da spricht der Wissenschaftsminister vor 200 Studenten, und alle sind nett zu ihm. Niemand schimpft, als der CDU-Politiker über die Frankfurter Orientalistik-Studenten, die demnächst keine Bibliothek mehr haben, sagt, manch einer habe "noch nichts von Fernleihe gehört". Und schon gar keiner pfeift, als Corts von Studiengebühren spricht, die gut seien, weil: "Jeder soll einen Beitrag zu seiner Ausbildung leisten." Vermutlich kommt Corts bei seinen Zuhörern so gut an, weil er vor den Studenten der privaten Frankfurt School of Finance & Management spricht, die über eine bestens ausgestattete Bibliothek verfügen und seit Jahr und Tag Studiengebühren zahlen. "Standortfaktor Wissenschaft" heißt die Veranstaltung, zu der die Hochschule im Ostend außer Corts auch Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) eingeladen hat. Gemeinsam mit den Studenten und Udo Steffens, dem Präsidenten der Frankfurt School, diskutieren die Politiker über die ganze Palette der Hochschulpolitik: Bologna-Prozess, Autonomie der Unis, Zentrenbildung in kleinen Fächern, Exzellenzinitiative…
Eine "konsequente Internationalisierung" des Studiums sei nötig, um Deutschland für den Bildungs- und Forschungswettbewerb fit zu machen, sagt Schavan. Deshalb sei sie eine Anhängerin der international üblichen Abschlüsse Bachelor und Master. Dass unter dieser Entwicklung kleine geisteswissenschaftlichen Fächer leiden könnte, glaubt die Ministerin nicht. Damit das auch in Hessen so bleibt, seien die oft kritisierten Fächerzentren in Frankfurt, Marburg und Gießen nötig gewesen, sagt Corts. Er habe oft "Prügel bezogen", aber doch die richtigen Entscheidungen getroffen. Die Hochschulen hätten mit ihrer Aufholjagd begonnen, bis 2015 könnten sie an die Spitze der deutschen Bildungslandschaft vorstoßen.Udo Steffens musste mit seiner Hochschule nicht erst aufholen. Die Frankfurt School gilt seit ihrer Gründung 1990 als Kaderschmiede der Wirtschaft. Und ausgerechnet er, der Leiter einer privaten Hochschule, findet auf dem Podium auch kritische Worte: Ein Politikstudent der FU Berlin habe in der "taz" einen Beitrag veröffentlicht, in dem er die Gefahr einer vollständigen Ökonomisierung der Wissenschaft beschrieb und erklärte, dass "fundierte, reflektierte und unabhängige Antworten auf unabhängige Fragen" demnächst ausbleiben könnten. Der Student, so Steffens, habe "nicht ganz Unrecht".
Georg Leppert
Samstag, 12. Januar 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Eine Frechheit ohne Gleichen. Vor Nicht-Betroffenen können Minister und Uni-Präsidien lästern, aber mit denen, um die es geht, haben sie in drei Jahren Zentrenpolitik kein Wort gewechselt.
Aber wer die Frankfurter Rundschau vom 23.11.2003 gelesen hat, weiß sowieso, dass Herr Corts keine Skrupel hat, Studierende ohne Abschluss in Hartz IV ("hervorragender Lebensweg") zu entlassen ...
Wenn es einem nur um Geld geht und nicht um die Menschen, wenn man nichts von Wissenschaft versteht, hat man auch in der Bildungspolitik nichts verloren!
Kommentar veröffentlichen